Mehr als 1000 Menschen sind selbst nach vorsichtigen offiziellen Schätzungen im März 1919 in Berlin ermordet worden, als ein Generalstreik, der von den während der Novemberrevolution entstandenen Räteorganisationen getragen wurde, von rechten Freikorps und Standgerichten im Auftrag der Reichsregierung blutig zerschlagen wurde. Der Großteil der Opfer waren aufbegehrende Arbeiter_innen, aber auch kritische Intellektuelle und bekannte Kriegsgegner_innen gerieten in den Fokus des Terrors. Der Berliner Historiker Dietmar Lange hat in dem Buch „Massenstreik und Schießbefehl“ (Edition Assemblage, Münster 2012, 176 Seiten, 19,80 Euro) das weitgehend vergessene Massaker wieder bekannt gemacht. Auf der Veranstaltung wird er über die soziale und politische Lage in Berlin im Frühjahr 1919, die Ziele der Streikbewegung und die Antwort der Staatsapparate sprechen. Auch über die weiterreichenden politischen Konsequenzen des Massakers, für das keiner der Täter juristisch belangt wurde, soll auf der Veranstaltung diskutiert werden. Der Publizist Sebastian Haffner zog bereits 1969 eine Verbindung von „den Tausendfachen Morden in den Monaten der Noske-Zeit zu den millionenfachen Morden in den folgenden Jahrzehnten der Hitlerzeit“. Ist eine solche Darstellung nicht wesentlich realitätsnaher als die aktuelle offizielle Geschichtsdarstellung „Zerstörte Vielfalt“, nach der die Nazis 1933 in Berlin eine weitgehend heile Welt zerstörten? Schließlich wollen wir uns der Frage widmen, ob ein Gedenk- und Erinnerungsort für die Opfer der Massaker nicht endlich auf der Tagesordnung steht. Einer der zentralen Orte des Terrors waren die Arbeiter_innenquartiere in den Stadtteilen Lichtenberg und Friedrichshain.
Kontakt: Bernd Hüttner, Tel. 0173 – 609 6101, huettner(at)rosalux.de
Veranstaltung der Rosa Luxemburg Stiftung in Kooperation mit Antifa-Friedrichshain (www.antifa-fh.de.vu) und NaO-Prozess (www.nao-prozess.de).