Emanzipation: Zu Geschichte und Aktualität eines politischen Begriffs



Der Begriff der Emanzipation spielte in der Geschichte vieler sozialer Bewegungen seit dem 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle. Insbesondere in der kritischen Theorie von Marx bis Marcuse hatte der Begriff eine zentrale Bedeutung. Die neue Linke der 1960er und 1970er Jahre berief sich emphatisch auf ihn, während die feministischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts den Begriff der Emanzipation vielfach durch den der Befreiung ersetzten. Anders als Gleichheit oder Freiheit, auf die verbreitet Bezug genommen wird, ist der Begriff der Emanzipation jedoch kaum Gegenstand grundsätzlicher Reflexion und weiterer Theoretisierung geworden. Beklagt wurde schon in den 1970er Jahren die Diffusität seiner Bedeutungen. Zudem wird in den poststrukturalistischen und postkolonialen Diskussionen starke Kritik an dem aus der europäischen Aufklärung stammenden Begriff formuliert, sofern dieser mit weiteren Begriffen wie Freiheit, Autonomie, Subjekt, Vernunft, Universalismus oder Fortschritt verbunden ist. Es stellt sich also die Frage, ob dieser Begriff heute zur Selbstverständigung sozialer Befreiungsversuche taugt, bzw. wie ein zeitgemäßer Begriff von Emanzipation beschaffen sein müsste. Dies will der Workshop unter Rückgriff auf theoriegeschichtliche Debatten und aktuelle Fragen ausloten.

FREITAG, 9. DEZEMBER 2016

  • 9:30–10:00: Begrüßung und inhaltliche Erläuterungen zum Workshop
  • 10:00–11:00 Alex Demirović (Berlin): Der Begriff der Emanzipation zwischen Marx und Laclau. Eine Herausforderung für die kritische Gesellschaftstheorie
  • 11:00–12:00 Svenja Bromberg (Berlin, London): Der Begriff der Emanzipation im frühen Marx: zwischen Staatsbürgerschaft und Revolution

kurze Pause

  • 12:15–13:15 Moshe Zuckermann (Tel Aviv): Emanzipation der Juden – Abriss einer historischen Kontroverse in der deutschen kritischen Tradition

Mittagspause

  • 14:30–15:30 Sara Farris (London): Emancipation and the Muslim Question
  • 15:30–16:30 Susanne Lettow (Berlin): Subjektivität, Herrschaft und Zeit. Dimensionen eines feministischen Begriffs von Emanzipation

Pause

  • 17:00–18:00 Andrea Maihofer (Basel): Feminismus und Emanzipation.
  • 19:00 Sara Farris: Luxemburg-Lecture zu Feminismus und Emanzipation

SAMSTAG, 10. DEZEMBER 2016

  • 10:00–11:00 Tatjana Freytag (Hannover): Emanzipation und das politisches Subjekt in der kritischen Theorie
  • 11:00–12:00 Jan Hoff (München): Autonomie als emanzipatorisches Grundprinzip: eine These

kurze Pause

  • 12:15–13:15 Ruth Sonderegger (Wien): Emanzipatorische und herrschaftsförmige Gebräuche von Kunst

Mittagspause

  • 14:00–15:00 Michael Brie (Berlin): «In Erwägung, dass die Emanzipation der Arbeiterklasse durch die Arbeiterklasse selbst erobert werden muß …» – Sozialismus als Emanzipationsbewegung im 21. Jahrhundert. Thesen

Pause

  • 15:30–17:00 Abschlussdiskussion

*Inputs von: Katharina Pühl (Berlin)
*María do Mar Castro Varela (Berlin)
*Katia Genel (Paris)