Zeitlebens war es Leo Lanias Anliegen, unter die Oberfläche der sozialen Wirklichkeit zu dringen und deren Ursachen aufzudecken und zu analysieren.
Politisiert durch seine Erfahrungen als Soldat im Ersten Weltkrieg schloss sich Lania 1919 den österreichischen Kommunisten an und wurde zum Mitbegründer der Wiener „Roten Fahne“. Nach seinem Bruch mit der kommunistischen Partei 1921 zog er nach Berlin, wo er sich u.a. durch seine Undercover-Recherchen bei Hitler einen Namen als Reporter macht. Früh warnte er vor den Gefahren des aufkommenden Nationalsozialismus und der Wiederaufrüstung Deutschlands.
Als Dramaturg lieferte er wesentliche Beiträge zum „politischen Theater“ Erwin Piscators, als Geschäftsführer des „Volksfilmverbandes“ schuf er eine der ersten deutschen Filmreportagen, auf Wunsch von Bertolt Brecht schrieb er 1931 das Drehbuch zur Dreigroschenoper. Im amerikanischen Exil engagierte sich Lania für eine basisdemokratische Gesellschaft, im Kalten Krieg opponierte er als intellektueller Querdenker ebenso gegen den Stalinismus wie gegen die Auswüchse des Kapitalismus. Noch kurz vor seinem Tod schrieb er 1959 als Ghostwriter eine Autobiografie für Willy Brandt.
Der Autor Michael Schwaiger rekonstruiert anhand des umfangreichen und unveröffentlichten Materials im amerikanischen Nachlass das Leben und die Werke eines in Vergessenheit geratenen, aber essentiellen Protagonisten des politischen und kulturellen Lebens der Weimarer Republik.
Kurzbiografie Autor
Michael Schwaiger. Dr. phil. Geboren in München. Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien. Freiberufliche Tätigkeit im kulturellen und kulturwissenschaftlichen Bereich, u.a. als Autor, Dramaturg, Kurator und literarischer Übersetzer.