Abhängigkeiten und Spielräume von Künstlerinnen und Künstlern in der Kultur- und Kreativwirtschaft.
Anfang 2016 erschien das Buch: «Kapitalistische Geister in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Kreative zwischen wirtschaftlichem Zwang und künstlerischem Drang» von Alexandra Manske. Die Autorin diskutiert in ihrem Buch zunächst die drei in der einschlägigen Literatur bekannten Typen der im Kultur- und Kreativsektor Tätigen, um dann über sie hinauszugehen. Die drei Typen sind die «Opfer» und die «Komplizen» dieser Struktur sowie der «Unternehmertypus». Zum Opfer würden viele durch Honorardumping oder Selbstausbeutung. Oft sind sie aber auch Komplizen der Struktur, weil sie aus der symbolischen Anerkennung als Quasi-Künstler einen gewissen Gewinn ziehen. Und es gibt diejenigen, die sich unsentimental als Unternehmer begreifen, sich an Erfolgsgeschichten orientieren und mitunter diesen Erfolg auch haben. Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist der am stärksten wachsende Wirtschaftszweig hierzulande. Gerade in Berlin steht der Kreativsektor für die Attraktivität dieser Stadt im globalen Wettbewerb und die Kreativen sind ökonomisch gesehen sozusagen Goldstaub. Sie tragen zum Gewinn nicht nur dieser Branche bei, leben aber selbst zumeist in prekären sozialen Verhältnissen.
Die Frage ist ob mit diesen drei Grundtypen hinreichend erfasst ist, was Künstler und Kreative in den Arbeitsfeldern der Kultur- und Kreativwirtschaft heute ausmacht? Sind sie nicht bis heute auch widerständig und widersetzen sie sich nicht schon aufgrund ihres künstlerischen Selbstverständnisses den kapitalistischen Verwertungsmechanismen. Auch dazu finden sich Hinweise im Buch von Alexandra Manske. Sie beschreibt in ihrer Studie subjektive Gegenbewegungen, die sie konzeptuell und mit Foucault als Varianten von «Entunterwerfung» fasst.
Was sind sie denn nun die Künstler*innen, Kulturarbeiter*innen und Kreativen – wie immer sie auch genannt werden? Sind sie «Opfer», «Komplizen», neue «Unternehmer*innen» oder bis heute auch «Rebellen»? Oder treffen es alle diese Zuschreibungen nicht? Und wie ist ihr Selbstverständnis? Wie verorten sich Kreativberufler selbst im Spannungsfeld zwischen dem künstlerischen Idealtypus des autonomen Schöpfers einerseits und zuteilen stärker marktorientierten, auf Vermittlung und Vernetzung angewiesenen Berufen? Diesen Fragen wollen wir im Gespräch mit der Autorin und ihren Gesprächspartnern sowie den Gästen der Veranstaltung nachgehen.
Es diskutieren:
- Dr. Alexandra Manske (Soziologin)
- Dr. Christoph Henning (Philosoph)
- Alexander Karschnia (Theatermacher und -wissenschaftler)
Gesprächsleitung:
Tom Mustroph (Journalist)
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