Vom schwierigen Umgang mit dem Abbild der eigenen Geschichte. Zur Publikation der `Ästhetik des Widerstands` in der DDR



„Im Vertrauen in unsre Ideale hatten wir uns für unverwundbar gehalten“, lässt Peter Weiss im 1. Band der `Ästhetik des Widerstands` seine Protagonisten in der schwärzesten, deutschen Zeit im Berlin am Ende der 30er Jahre formulieren. In schonungsloser Auseinandersetzung mit der Niederlage der linken Bewegung in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts und ihren Ursachen spannt Peter Weiss über 1000 Seiten die Debatte um schwierige Erkenntniswege, Erbe, Spaltung, Verrat, Misstrauen, Erwartungen, Hoffnungen, Utopien, ihrer erneuten Zerstörung und Folgen bis in die Zeit nach 1945.

1983 erschien dieses zwischen 1972 und 1982 in 3 Bänden verfasste, unbequeme Abbild der Geschichte linker Bewegung in der DDR.

Manfred Haiduk hat die Publikationen von Peter Weiss in der DDR und die Aufführungen seiner Dramen am Volkstheater Rostock als wissenschaftlicher Berater editiert und seinen Freund von 1965 bis 1983 begleitet. Gemeinsam mit dem Autor zeichnete er für die authentische Ausgabe der `Ästhetik des Widerstands` letzter Hand 1983 verantwortlich.

Leseprobe: Peter Weiss und Will Münzenberg

“Heute erst, im Herbst Siebenundreißig, konnte er sehn, wie eine Revidierung des Begriffs Münzenberg einsetzte, wie in Anspielungen hier und da Münzenbergs Vergangenheit abgeändert, wie Verdienste ihm abgesprochen wurden. Nicht nur seine Bedeutung für die Geschichte der Partei wurde gemindert, verdreht, auch seine zahllosen Unternehmen, vom Aufbau der Internationalen Arbeiterhilfe für Sowjetrussland, von der Gründung seines Verlags bis zum antifaschistischen Schriftstellerkongress in Paris, zum Volksfrontgremium, zur Weltfriedensbewegung, wurden losgelöst von ihm, seines Namens beraubt. Es lag darin die zähe, ingrimmige Entschlossenheit, ihn auszulöschen.” (Peter Weiss, Die Ästhetik des Widerstands, Band 1)