Vortrag: Marx und die Sklaverei



Begleitseminar zu den RLS-Kapitallesekursen

Hat Marx die Bedeutung der Sklaverei für den Kapitalismus in seiner Kritik der politischen Ökonomie übersehen? Produziert Sklaverei keinen Wert und wird sie schon aus ökonomischer Zweckmäßigkeit durch «freie» Lohnarbeit ersetzt? Marx wird vorgeworfen, er habe die globalen Kämpfe gegen die Zwangsarbeit unterschätzt und damit der Idealisierung der «freien Arbeit» in den westlichen Arbeiterbewegungen Vorschub geleistet. Ausgehend vom Text des Kapital soll im Vortrag das kritische Potenzial des Begriffs der «doppelt freien Lohnarbeit» rekonstruiert und auf die moderne kapitalistische Sklaverei, die Marx selbst nicht systematisch untersucht hat, bezogen werden. Die neuere historische Forschung zu Sklaverei und zu «freier und unfreier Arbeit» hat viel dazu beigetragen, die spezifische Bedeutung dieser Ausbeutungsformen für den historischen Kapitalismus besser zu verstehen. In der politischen Zuspitzung stellt sich die Frage, ob Marx’ Rede von der «Lohnsklaverei» nur Metapher oder ein systematischer Begriff der Kritik ist.
Mit Christian Frings.