In Umfragen äußern immer wieder viele Menschen, dass der Kapitalismus in seiner jetzigen Form mehr schadet, als hilft. Viele zweifeln daran, dass der Markt die Antwort sein könne auf wachsende soziale Ungleichheit, Klimakrise und Folgen des technologischen Wandels. Es werden Forderungen nach Enteignung großer Konzerne laut, angefangen bei Tech-Giganten wie Google oder Facebook bis hin zu global agierenden Immobilienunternehmen. Ausgelöst hat diese Debatte die Kampagne Deutsche Wohnen & Co enteignen in Berlin. Private Wohnungsunternehmen mit mehr als 3000 Wohnungen sollen, so ein angestrebtes Volksbegehren, vergesellschaftet werden. Was aber wäre, wenn das alles uns gehört? Wer ist dann „uns“ und wie enteignet man eigentlich? Wo liegen die Potentiale, wo Gefahren und in welchen Widersprüchen bewegen wir uns? Diese Fragen klären wir in vier Veranstaltungen.
Enteignung, Vergesellschaftung und Verstaatlichung – alles Sozialismus?
Venezuela, DDR, Mauer und Stacheldraht: Die Forderung nach Enteignung, Vergesellschaftung oder Verstaatlichung provoziert häufig den Vergleich mit dem real existierenden Sozialismus, mit maroder Wirtschaft, Stagnation und politischer Unfreiheit. Was ist da dran und was ist mit diesen Begriffen tatsächlich gemeint?
13. Mai 2020, 19 Uhr, im Livestream
Mit: Sabine Nuss (Karl Dietz Verlag), Lutz Brangsch (Rosa-Luxemburg-Stiftung), Susanna Raab (Kampagne Deutsche Wohnen & Co enteignen), Moderation: Henning Obens (Rosa-Luxemburg-Stiftung)
Marktversagen: Enteignung als Korrektiv?
Für viele Politiker auch des progressiven Lagers ist Enteignung die Ultima Ratio, die letzte Option, wenn der Markt versagt. Ist Enteignung am Ende nur ein Korrektiv für das Versagen des Marktes oder hat das Grundgesetz mit dem Artikel 15 – die Option auf Vergesellschaftung von Produktionsmitteln – nicht doch mehr vorgesehen, als die Rettung des Marktes?
26. Mai 2020, 19 Uhr, im Livestream
Mit: Stephan Kaufmann (nd DIE WOCHE), Andreas Fisahn (Uni Bielefeld), Katalin Gennburg (MdA Berlin, DIE LINKE), Moderation: Antonella Muzzupappa (Rosa-Luxemburg-Stiftung)
Belegschaftseigentum: Alles nur Mini-Kapitalist*innen?
Kevin Kühnert hat vorgeschlagen, BMW zu „kollektivieren“. Der Juso-Chef fordert eine Demokratisierung der Wirtschaft, die Beschäftigten sollten selbst über die Verteilung des Profits entscheiden. Auch konservative Kreise sprechen sich für Belegschaftseigentum aus, indem die Beschäftigten bevorzugt Aktien erwerben können. Wo liegen die Grenzen solcher Modelle und wie kann die Demokratisierung der Wirtschaft jenseits davon aussehen?
9. Juni 2020, 19 Uhr, im Livestream
Mit: Tom Strohschneider (common e.G.), Jenny Simon (Uni Kassel), Jan Dieren (Jusos), Moderation: Aaron Bruckmiller (Karl Dietz Verlag)
Jenseits des digitalen Kapitalismus: Welche Chancen auf Vergesellschaftung bietet das Internet?
Mit Begriffen wie Automatisierung, Vernetzung und Digitalisierung wird seit einiger Zeit eine völlig neue „gesellschaftliche Betriebsweise“ charakterisiert, von „digitalem Kapitalismus“ ist die Rede. Welches emanzipatorische Potenzial liegt dieser Entwicklung inne, welche spezifischen Chancen bietet das Internet für eine Demokratisierung und Vergesellschaftung der auf Privateigentum beruhenden Wirtschaftsweise?
20. Juni 2020, 16 Uhr, im Livestream
Mit: Timo Daum (Autor), Petra Sitte (MdB, DIE LINKE), Philipp Frey (ZET), Moderation: Sabine Nuss (Karl Dietz Verlag)