Ausstellung: Blick in die Vergangenheit – Zur Geschichte der Fruchtstraße

Plakat zur Fotoausstellung Fruchtstraße. Foto: Robert D. Meyer

Mit einer außergewöhnlichen Ausstellung und einem Buch erinnern die Schriftstellerin Annett Gröschner und der Fotograf Arwed Messmer an die Geschichte der Fruchtstraße im Berliner Stadtteil Friedrichshain, heute besser unter dem Namen Straße der Pariser Kommune bekannt. Die Ausstellung ist noch bis zum 16. Dezember im nd-Gebäude am Franz-Mehring Platz zu sehen. Es war eher ein Zufallsfund, erzählt Arwed Messmer, Künstler und Fotograf. „Die Fruchtstraße selbst hat mich ursprünglich nicht expliziet interessiert“, erzählt er. Doch bei Recherchen im Archivbestand der Bauverwaltung des Magistrats von Ostberlin, die sich heute in der „Berlinischen Galerie“ befinden, stieß Messmer auf einen alten fotografischen Schatz, den es für die Nachwelt zu heben galt. Er entdeckte 32 Negative des Fotografen Fritz Tiedemann aus dem Jahr 1952, die die Fruchtstraße zeigen. Dabei hatte der Fotograf richtiges Glück, wie er selbst gesteht: „Die Fotos waren als Negative vollständig erhalten, was sehr selten ist und in einem sehr guten Zustand“, erinnert er sich. Messmer digitalisierte die Aufnahmen. Eine Aufgabe, die seinen heimischen Computer im Jahr 2008 noch an seine  Leistungsgrenzen brachte. „Die Datenmengen sind aufgrund der hohen Informationsdichte der Großformatnegative sehr groß.“ Doch die Mühe hat sich gelohnt. Die Bilder der Fruchtstraße wurden als digitale Montage erstmals 2008/2009 neben anderen panoramatischen Bildfolgen mit großem Erfolg in einer Ausstellung in der Berlinischen Galerie gezeigt. Dabei waren die Aufnahmen, so Messmer, ursprünglich nie für die Öffentlichkeit gedacht gewesen. Der Fotograf Tiedemann hatte seine Plattenkamera am 27. März 1952 an der Ecke zur Stalinallee aufgebaut, um im Auftrag des Magistrats die kriegsversehrten Häuser abzulichten. Mithilfe der Aufnahmen sollte dann entschieden werden, ob ein Abriss notwendig sei. Von den insgesamt 22 fotografierten Häusern sind heute nur noch sieben Gebäude erhalten.

Sechzig Jahre nach ihrer Entstehung ermöglichen die Fotografien somit inen ziemlich genauen Blick auf die Vergangenheit. Der Betrachter kann dabei nicht nur das zunächst Offensichtliche entdecken.  „So wie die Fassadenabwicklung der Fruchtstraße pars pro toto für ganz viele Straßen Berlins der frühen Nachkriegszeit steht, gab und gibt es in Berlin historische Entwicklungen die universellen Charakter haben. Man denke dabei an die in der ganzen Straße aufgehängten Parolen, die sich auf die Stalinnoten von 1952 beziehen, denen Adenauer zum Zeitpunkt der Aufnahme bereits eine Absage erteilt hatte.“

Seit Ende September ist die zu neuen Leben erweckte Fruchtstraße als begehbare Panorama-Installation im Foyer des Gebäudes der Tageszeitung „neues deutschland“ zu entdecken. Paralell zur Ausstellung ist außerdem ein Bildband erschienen, das kürzlich mit „Deutschen Fotobuchpreiss 2013″ausgezeichnet wurde.

Buch: »Fruchtstraße am 27. März 1952« Annett Gröschner, Arwed Messmer, Fritz Tiedemann: »Berlin, Fruchtstraße am 27. März 1952«, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern
Erhältlich auch im nd-Shop

Link: Europäische Monat der Fotografie

(Autor: Robert D. Meyer)